Umfrage: Was denken Sie über einen EM- Boykott?
Die inhaftierte Ex-Ministerpräsidentin der Ukraine, Julia Timoschenko, hat Deutschland um ärztliche Hilfe gebeten. Als Begründung gibt sie Misshandlungen durch die Gefängniswärter an und unzureichende ärztliche Versorgung. Die Ukraine, die bei der Fußball-Europameisterschaft neben Polen das Gastgeberland ist, verweigert Julia Timoschenko allerdings die Ausreise in die Berliner Charité. Die Bundesregierung stellt deshalb das Verhältnis des ukrainischen Regimes zu Demokratie und Menschenrechten in Frage. Angela Merkel fordert ihre Minister nun dazu auf, den EM-Spielen in der Ukraine fernzubleiben und, wenn möglich, eine Freilassung Timoschenkos zu erwirken. Auch die EU-Kommission boykottiert Spiele. Mehrere Parteien sprechen sich auch für eine Verlegung der Spiele aus der Ukraine nach Österreich oder Deutschland aus, der Deutsche Fußballbund ist allerdings dagegen. Wir haben in der Nürtinger Innenstadt nachgefragt,wie über dieses Thema gedacht wird. kre

Tobias Henzler
„Ich finde die Entscheidung von Angela Merkel gut. Wenn in der Ukraine bei der EM durch die Anhänger von Julia Timoschenko doch etwas passieren sollte, ist es gut, wenn wir uns im Voraus davon schon distanziert haben.
Wenn die EM in Deutschland stattfinden würde, wäre das perfekt. Dann gibt es keinen Ärger durch Demonstranten und wir können hier schön feiern.“

Robin Barten
„Es wird ein gutes Zeichen gesetzt, wenn Angela Merkel, Gauck und die SPD-Spitze nicht zu der EM in die Ukraine gehen. Ich würde vor dem Hintergrund der Menschenrechts-Problematik in der Ukraine auch nicht dort hinreisen. Es isteine Frechheit, dass Freiheit dort so wenig gilt.
Von daher ist die Entscheidung der Regierung richtig.“

Daniel Mayer
„Die Thematik rund um Julia Timoschenko ist das Problem des ukrainischen Systems. Der Sport sollte nicht darunter leiden. Ich glaube auch, dass ein eventueller Boykott der Bundesregierung nichts bringen wird. Andererseits bringen die Proteste in der Ukraine aber genauso wenig. Genau betrachtet finde ich einen Boykott auch sehr kindisch und wenig professionell.“

Beate Reinhardt
„Ich habe mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht. Ich bin aber gespannt, wie sich Sport und Politik entwickeln. Für die, die sich für den Sport
interessieren, ist ein Boykott destruktiv. Andererseits ist Julia Timoschenko
eine nicht ganz unumstrittene Persönlichkeit. Es könnten sich dann auch
alle anderen Inhaftierten über ihre schlechte Behandlung beschweren.“

Öncel Alpay
„Ich finde einen Boykott gut. Die Bundesrepublik steht für Demokratie und wir sollten das auch nach außen tragen. Timoschenko hat nicht umsonst an die Charité appelliert. Gehen die Minister zur EM, ignorieren sie das Problem und unterstützen das ukrainische Regime durch ein Nichthandeln. Und die Idee der Demokratie in Frage zu stellen, passt nicht zu Deutschland.“

Hans Grathwohl
„Also meinetwegen müssen die Minister da nicht hingehen.Allerdings sollte Sport sich nicht mit Politik vermischen. Angela Merkel versucht die Ukraine durch Androhung eines Boykotts zu erpressen.Der ukrainische Staat soll Julia Timoschenko einfach ausreisen und hier behandeln lassen, dann spart sich diese Regierung schon die Arzt- und Behandlungskosten für sie.“